15 Jahre Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit

Vortrag von Werner Onken im Rahmen der 5. Mündener Gespräche am 29.10.1988

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

liebe Freunde der Natürlichen Wirtschaftsordnung, am 25. März 1973 wurde die „Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit“ gegründet und zwei Monate später vom Hamburger Senat als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts anerkannt. Seitdem sind 15 Jahre vergangen, in denen diese Stiftung eine beachtliche Tätigkeit entfalten konnte. So ist nun ihr 15jähriges Jubiläum ein guter Anlass für uns, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Lassen Sie uns also einmal gemeinsam zurückblicken auf das, was die Stiftung in den ersten 15 Jahren ihres Bestehens erreicht hat. Aus dieser Rückschau kann sich dann auch eine Richtung für ihre zukünftige Arbeit ergeben.

Die Gründung der Stiftung

  Wie kam es seinerzeit zur Gründung der Stiftung? Mehrere Jahrzehnte lang hatte Johannes Schumann sich neben seinem Beruf als Lehrer für Silvio Gesells Ideen einer „NatürIichen Wirtschaftsordnung“ eingesetzt. Dadurch hatte er sich das Vertrauen eines wohlhabenden Arztes erworben. Dieser Arzt überließ ihm eines Tages zu treuen Händen einen großen Geldbetrag. Anstatt einen Teil des Geldes für persönliche Zwecke zu verwenden - wie er es nach dem Willen jenes Arztes gedurft hätte -, setzte Johannes Schumann den gesamten Betrag für die Verbreitung von Gesells Erkenntnissen ein. Als Ergänzung zu den schon bestehenden freiwirtschaftlichen Organisationen und deren Aktivitäten erschien es ihm notwendig, die bisherigen Gedanken zur Reform des Bodenrechts und der Geldordnung wissenschaftlich zu vertiefen. Zu diesem Zweck gründete Johannes Schumann am 25. März 1973 - es war sein 71. Geburtstag - in Hamburg die Stiftung mit einem Grundvermögen von 100.000 DM. Eigentlich sollte sie den Namen Silvio Gesells tragen. Doch die Aufsichtsbehörde winkte damals ab. Schließlich einigte man sich auf den Namen „Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit“. Die Satzung verpflichtet die Stiftung dennoch eindeutig zu einer Tätigkeit im Sinne Silvio Gesells. Als ihre Aufgabe definiert sie die wissenschaftliche Klärung der mit einer gerechten Boden- und Geldordnung verbundenen Probleme. Und für den Fall, dass einmal ein Vorstandsmitglied ausscheidet, sieht die Satzung vor, dass nur jemand in den Vorstand nachrücken kann, der das persönliche und auch das ideelle Vertrauen der übrigen Vorstandsmitglieder besitzt. Damit ist die Gewähr gegeben, dass die Stiftung auch in Zukunft nicht von ihrem freiwirtschaftlichen Kurs abweichen kann.

  Die Stiftung hat einen fünfköpfigen Vorstand. Vıer seiner Mitglieder gehören ihm seit Anbeginn an. Neben Johannes Schumann sind es seine Frau Adele Schumann, die die Geschäfte führte und dabei sehr viel unsichtbar gebliebene, aber dennoch wertvolle “Kleinarbeit” leistete, und Wolfram Triebler, der als diplomierter Kaufmann die Finanzen stets solide verwaltet. Und mit sehr viel Umsicht und Konzilianz leitet Dr. med. Kurt Kessler als 1. Vorsitzender die Geschicke der Stiftung. Personelle Veränderungen gab es bislang nur auf dem Posten des 2. Vorsitzenden, den anfangs Dr. Friedrich-August Ventker und nach ihm Professor Dr. Felix Binn innehatten. Nach seinem Ausscheiden wurde 1984 Heinz-Peter Neumann zum 2. Vorsitzenden gewählt. Als ehemaliger Direktor der LVA Berlin brachte er einen großen Schatz von beruflichen Erfahrungen ein; trotz des ihm auferlegten körperlichen Leidens gab er der Arbeit der Stiftung mit einem bewunderungswürdigen Elan neue Impulse.

  Wer die Entwicklung der Stiftung in den ersten 15 Jahren ihres Bestehens mitverfolgt hat, wird nicht umhin können, allen derzeitigen und gewesenen Mitgliedern ihres Vorstandes für ihr großes idealistisches Engagement ganz herzlich zu danken. Die Stiftung gegründet und sie mit Leben gefüllt zu haben, ist ihre bleibende Leistung, die unserer aller Anerkennung verdient.

  Die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der Stiftung möchte ich Ihnen hier in Erinnerung rufen - einerseits, um sie zu dokumentieren, und andererseits, um deutlich zu machen, wie sich aus den einzelnen Entwicklungsschritten ein Gesamtkonzept ergab.

„Zeitschrift für Sozíalökonomie - mtg“

  Die erste verdienstvolle Leistung der Stiftung bestand darin, dass sie die 1964 von Bernd Hasecke begründete und dann von der „Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft“ herausgegebene „Zeitschrift für Sozialökonomie - mtg“ am Leben erhielt. Trotz oder gerade wegen ihrer inhaltlichen Qualität, die ihre Redakteure Hasecke und Dipl.-Sozialwirt Elimar Rosenbohm ihr zu geben vermochten, erreichte sie wie so viele wissenschaftliche Publikationen keine Auflagenhöhe, bei der die Einnahmen die Kosten gedeckt hätten. So konnte die Zeitschrift aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den frühen 70er Jahren nur noch unregelmäßig erscheinen. Und sie hätte wohl ganz eingestellt werden müssen, wenn sich nicht der damalige 1. Vorsitzende der „Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft“, Dr. Hans Doerner, mit dem 2. Vorsitzenden Ekkehard Lindner erfolgreich darum bemüht hätte, eine Verbindung zwischen der SG und der Stiftung anzuknüpfen. Alsbald fassten beide Seiten den Entschluss, die Zeitschrift gemeinsam herauszugeben, wobei die Stiftung sich bereit erklärte, das chronische Defizit zu decken. Damit blieb der Freiwirtschaft ein wichtiges Sprachrohr erhalten.

  Diese Neuregelung trat im Frühjahr 1976 mit der 30. Ausgabe der Zeitschrift in Kraft. Sie erwies sich als eine gute Grundlage, auf der nun schon weitere fast 50 Ausgaben erscheinen konnten. Daneben gab die Stiftung damals in einer Schriftenreihe einige Arbeiten von Felix Binn heraus, in denen die Freiwirtschaft systematisch als wirtschaftspolitische Alternative zu den vorherrschenden Lehrmeinungen des Keynesianismus einerseits und des Monetarismus andererseits dargestellt wurde.

Zusammenarbeit mit dem Gauke Verlag

  Die mühevolle Aufgabe des Vertriebs der Zeitschrift lag während mehrerer Jahre in den Händen von Adele und Johannes Schumann. Deren verständlicher Wunsch nach Entlastung und der Wunsch aller Beteiligten, die Zeitschrift auch über den Buchhandel beziehbar zu machen, führten zur Suche nach einem geeigneten Verlag. Die Wahl fiel auf den Gauke Verlag in Hann.Münden, der übrigens in diesem Jahr ebenfalls 15 Jahre alt wurde. Dem Ehepaar Christoph und Gabriele Gauke möchten wir bei dieser Gelegenheit auch herzlich zu ihrem Firmenjubiläum gratulieren. Unsere Zeitschrift erscheint seit 1982 in der Abteilung „Fachverlag für Sozialökonomie“ des Gauke Verlages. Mit unserer nun schon siebenjährigen Zusammenarbeit mit dem Verlag können wir gewiss sehr zufrieden sein. Angebahnt wurde diese “glückliche Ehe” zwischen Stiftung, SG und Verlag seinerzeit übrigens von Ekkehard Lindner. Aus verschiedenen Gründen verlegt der Gauke Verlag im November 1988 seinen Sitz von Hann.Münden nach Lütjenburg bei Kiel. Wir wünschen dem Verlag alles Gute in seiner neuen Umgebung und freuen uns sehr darüber, dass wir unsere bisherige gute Zusammenarbeit fortsetzen können.

Erste Vergrößerungen des Stiftungsvermögens

  Wesentlich größer wurde der Aktionsradius der Stiftung durch einige Spenden und Vermächtnisse aus den Kreisen der Anhänger Silvio Gesells. Zu gedenken haben wir dabei der Berliner Dipl.-Handelslehrerin Hildegard Gallmeister und dem Hamburger Psychologen Dr. Johannes Vieweg, der in den 60er Jahren 1. Vorsitzender der SG war. Beide hinterließen der Stiftung nach ihrem Tod Geld- bzw. Sachvermögen. Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang auch die große Hilfsbereitschaft des Rechtsanwalts und Notars Klaus Wulsten aus Berlin. Sowohl bei dem Verkauf des Immobilienbesitzes von Frau Gallmeister als auch beim Antritt des Erbes von Dr. Vieweg stand er der Stiftung sachkundig mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem erfährt die Stiftung eine Unterstützung von Frau Ilse Uhing aus Kiel. Auf Wunsch ihres verstorbenen Ehemannes Joachim Uhing lässt sie der Stiftung eine regelmäßige Spende zukommen.

Dank dieser Zuwendungen war die Stiftung imstande, ihre Tätigkeit in mehrfacher Hinsicht auszuweiten:

  • 1983 konnte der Aufbau einer „Freiwirtschaftlichen Bibliothek“ beginnen. Schon nach drei Jahren war die primäre und sekundäre Literatur zur Theorie der Natürlichen Wırtschaftsordnung so weit zusammengetragen, dass ein Katalog herausgegeben werden konnte, der den Literaturbestand für Interessenten erschließt. Inzwischen machten mehrere Studenten im Rahmen von Seminar-, Diplom- und Doktorarbeiten von der Bibliothek Gebrauch. Sehr erfreulich ist außerdem, dass die Bibliothek der Universität Bremen zu ihren eigenen Lasten Kopien bzw. Microfilmaufnahmen von unseren Bücher- und Zeitschriftenbeständen angefertigt hat. Das ist für uns von zweifachem Vorteil: Zum einen hilft es uns bei der Bestandssicherung und zum anderen wird dadurch die Benutzung der oft einmaligen Zeitschriften erleichtert.

  • Neben der Herausgabe der „Zeitschrift für Sozialökonomie - mtg“ förderte die Stiftung auch den Aufbau eines freiwirtschaftlichen Buchprogramms im Gauke Verlag. Sie ermöglichte das Erscheinen der beiden Bücher von Rolf Engert und Helmut Creutz. Beim Buch von Engert über die Rolle Silvio Gesells in der Münchener Räterepublik handelt es sich um ein Stück Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung, durch das die Freiwirtschaft auch für Historiker interessant wird. Helmut Creutz hat in seinem Buch „Bauen - Wohnen - Mieten“ die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung anhand von Zahlen, Daten und Fakten analysiert und Möglichkeiten zur Lösung der aktuellen wirtschaftlichen Probleme erläutert.

  • Um die Wirkung des geschriebenen durch die Wirkung des gesprochenen Wortes zu ergänzen, finden zweimal im Jahr die „Mündener Gespräche“ statt, die maßgeblich von Ekkehard Lindner organisiert und geleitet werden. Sie sollen die persönliche Begegnung zwischen den Anhängern Silvio Gesells sowie den Gedankenaustausch mit interessierten Menschen ermöglichen, die sich über dieses Gedankengut informieren möchten. Diese Tagungen werden ebenfalls von der Stiftung mitgetragen.

  • Um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fordern, hat die Stiftung aus Anlass ihres 15jährigen Bestehens in diesem Jahr erstmals ein Preisausschreiben veranstaltet und die erzielbaren Preise nach Karl Walker benannt. Karl Walker war lange Jahre ein “spiritus rector“ der freiwirtschaftlichen Schule. Er hatte einen großen Anteil an der früheren Arbeit der SG und trug durch seine Bücher wesentlich dazu bei, dass Gesells Gedankengut schwierige Zeiten überdauerte und weiterentwickelt wurde.

  • Im vergangenen Jahr beschloss der Vorstand der Stiftung im Einvernehmen mit den Nachkommen Silvio Gesells, sämtliche Veröffentlichungen Gesells in siebzehn Bänden wieder neu herauszugeben, um das geistige Erbe Gesells zu erhalten und den Grundstein für seine wissenschaftliche Erforschung zu legen. Bei der Verwirklichung dieses großen Vorhabens ist die Stiftung freilich auf weitere Spenden angewiesen. Der gute Spendenfluss - über den wir in unserer Zeitschrift fortlaufend Rechenschaft ablegen - gestattete es uns, in diesem Jahr die ersten beiden Bände vorzulegen. Und die Finanzierung der Bände 3 und 4 ist erfreulicherweise auch bereits durch Spenden gesichert. Das Erscheinen beider Bände ist für das erste Halbjahr 1989 vorgesehen. Nach diesem gelungenen Start des ganzen Projekts befinden sich inzwischen bereits die Bände 5-8 in Vorbereitung.

  • Schließlich wurde es durch die Zuwendungen an die Stiftung auch möglich, das Engagement für eine Natürliche Wirtschaftsordnung in meinem Fall von einem Freizeithobby in eine hauptamtliche Tätigkeit umzuwandeln. Es verdient ganz gewiss sehr viel Respekt, was viele Anhänger Gesells neben ihren beruflichen Verpflichtungen noch an ehrenamtlichen Tätigkeiten entfalten. Die Einschränkungen durch anderweitige Berufe sind jedoch auch wiederum so groß, dass es ganz unerlässlich ist, die Arbeit für die Freiwirtschaft auch zu einem eigenen Beruf zu machen. So kann ich nur hoffen, dass ich kein Einzelfall bleibe und dass im Laufe der Zeit neben den weiterhin unverzichtbar bleibenden ehrenamtlichen Mitarbeitern auch solche Mitarbeiter treten, die unsere Bestrebungen mit ihrer ganzen Kraft verstärken.

  Eine solche personelle Erweiterung unserer Arbeit wird gewiss nicht im Eiltempo zu erreichen sein. Aber ein erster kleiner Schritt in diese Richtung ist die Teilzeitbeschäftigung einer Bürokraft im Wege einer vom Arbeitsamt geförderten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Die Erfahrungen mit dieser ABM-Kraft sind durchaus ermutigend, so dass als Ziel im Auge behalten werden sollte, als nächstes auch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter einzusetzen. Auf längere Sicht wäre es sicher sinnvoll, die mehr auf das Aktuelle und die mehr auf das Geschichtliche gerichteten Tätigkeiten wie bei der Zellteilung auf zwei oder drei hauptamtliche Mitarbeiter zu verteilen.

Ausblick auf die zukünftige Arbeit der Stiftung

  Diese Übersicht über die ersten 15 Jahre unserer Stiftung macht deutlich, dass die Stiftung zu einer nicht mehr wegzudenkenden Stütze der freiwirtschaftlichen Bestrebungen, wenn nicht gar zu ihrem eigentlichen Rückgrat geworden ist. Seitdem die Ideen zur Natürlichen Wırtschaftsordnung vor knapp einhundert Jahren auf die Welt kamen, wurde auf mancherlei Weise versucht, sie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen oder zur Wirkung zu bringen. Im nachhinein erwies sich mancher Versuch als Irrtum. Um so erfreulicher ist es, dass diese Ideen in der Stiftung nunmehr eine sichere materielle Basis gefunden haben. Ihr Fortbestand ist damit auf die bestmögliche Weise gesichert.

  Die Bemühungen um eine Erhaltung, Verbreitung und Weiterentwicklung von Silvio Gesells Erkenntnissen sind also durch die Stiftung in gute Bahnen gelenkt worden. Dabei hat sich eine zweigleisige Arbeitsweise herausgebildet, die auch in Zukunft beibehalten werden sollte:

  • Mit der „Zeitschrift für Sozialökonomie - mtg” und Büchern wie dem von Helmut Creutz muss die Tuchfühlung zu aktuellen Entwicklungen gefestigt werden.

  • Und mit Büchern wie dem von Rolf Engert und dem weiteren Ausbau der „Freiwirtschaftlichen Bibliothek“ muss die eigene Geschichte der freiwirtschaftlichen Schule dokumentiert und selbstkritisch aufgearbeitet werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei zunächst die Herausgabe der „Gesammelten Werke“ Silvio Gesells.

  Da neben vielfachen Sympathien zuweilen auch Zweifel an diesem Projekt geäußert wurden, möchte ich dringend an die Verantwortlichen in der Stiftung und in den verschiedenen freiwirtschaftlichen Organisationen appellieren, diesem Vorhaben mindestens den gleichen Stellenwert einzuräumen wie dem Wunsch, stets am Ball des aktuellen Tagesgeschehens zu bleiben.

  Trügerische Hoffnungen auf baldige Erfolge haben viele Anhänger Silvio Gesells in der Vergangenheit dazu verführt, das Schwergewicht ihrer Aktivitäten auf die Beeinflussung des Tagesgeschehens zu legen. Dieses unterliegt jedoch einem so schnellen Wandel, dass Stellungnahmen zu Aktuellem schnell zu Makulatur werden. Während auf diese Weise allzu viel geistige Energien und Gelder verausgabt wurden, wurde der Erhalt des eigenen geistigen Erbes der Freiwirtschaftsbewegung sehr vernachlässigt. Gerade weil wir vorläufig kaum Aussicht auf eine rasche Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung haben, ist es meines Erachtens unerlässlich, dass wir neben unserer Aufmerksamkeit für aktuelles Geschehen unsere personellen und finanziellen Kapazitäten in den nächsten Jahren für Gesells „Gesammelte Werke" und für die Dokumentierung unserer eigenen Geschichte einsetzen.

  Niemand von uns kennt heute die Länge des Weges, der uns noch von unserem Ziel einer Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus trennt. Denken Sie nur an die lange Zeit, die das heliozentrische Weltbild bis zu seinem Sieg über das geozentrische Weltbild benötigte. Und die Anerkennung der Grundgedanken Silvio Gesells käme gewiss einer „kopernikanischen Wende“ in der Ökonomie gleich. Wo es um die Überwindung tief eingewurzelter Vorurteile geht, da darf man -wie Gesell einmal selbst sagte - „die Jahre nicht zählen“ und wir können hinzufügen: Da sollten wir die eigene Denktradition wie einen Baum erhalten, damit auch morgen noch neue Zweige und Äste daran wachsen können.

  Wie Sie sehen, fehlt es der Stiftung also nicht an wichtigen Aufgaben. Das bisher von ihr Geleistete sollte das Vertrauen all derer zu ihr wecken, die sich dem Gedankengut Silvio Gesells verbunden fühlen. Der Rückblick auf die ersten 15 Jahre der Stiftung berechtigt zu der Hoffnung, dass sie ihre bewährte Arbeit in Zukunft fortsetzen kann. Und nicht nur das. Wir hoffen sehr, dass die Stiftung durch weitere Spenden und Vermächtnisse gestärkt wird und ihr Tätigkeitsfeld noch vergrößern kann. Mögen dann auch die äußeren Zeitumstände unserem Wirken günstig bleiben, damit wir in Zukunft noch mehr freiwirtschaftliches Saatgut in den gesellschaftlichen Boden aussäen und zu einer Heilung unseres kranken Sozialorganismus beitragen können.